3.2 Torfwerk
Im Anschluss ging es für die Truppe weiter in Richtung des Torfwerkes Moorkultur Ramsloh, wo wir eine Führung in das Torfabbaugebiet erhalten haben. Für eine kurze Einführung trafen wir uns mit den beiden Referentinnen am Besuchergebäude des Unternehmens. Von dort ging es mit den Autos raus ins Moor und damit in das Torfabbaugebiet.

Abbildung 3.3: Die Exkursionstruppe bei der Ankunft im Moor.
Bereits die Anfahrt in das Moor lies uns alle staunen. Das Abbaugebiet liegt im Naturschutzgebiet Esterweger Dose, das rund 4.700 ha umfasst. Die ca. 10 Minuten Anfahrt bot einen Ausblick auf einen schwarze Ebene, die sich bis zum Horizont ausstreckte. Mitten drin in weiterer Entfernung waren Bagger zu sehen, mit welchen Torf abgebaut wurde. Zudem kamen wir an der im Moor liegenden Marinefunksendestelle Rhauderfehn vorbei. Dabei handelt es sich um 8 jeweils 352,8 m hohe Sendemasten, die aufgrund ihrer Höhe auf Platz 2 der höchsten Bauwerke Deutschlands liegen und zu den höchsten militärisch genutzten Bauwerken des kontinentalen Westeuropas gehören. Die Sendemasten unterstrichen das spektakuläre Landschaftsbild, das sich uns bot. Das Naturschutzgebiet Esterweger Dose gehört zu den Natura-2000 Schutzgebieten und ist damit einem besonderen Naturschutz-Status unterlegen (NLWKN 2012).

Abbildung 3.4: Bagger im Torfabbaugebiet Esterweger Dose.

Abbildung 3.5: Entwässerungsgraben im Torfabbaugebiet Esterweger Dose.
In der Esterweger Dose werden pro Jahr 30.000 m3 Torf für die Nutzung als Profisubstrat im gartenbaulichem Gewerbe abgebaut. Die Abtorfung der Flächen in dem Naturschutzgebiet begann Ende der 70er Jahre und die Abbaurechte sind noch bis zum Jahr 2036 genehmigt. Historisch gesehen wird die Gegend schon sehr lange einer intensiven Torfnutzung unterzogen. Früher wurde der abgebaute Torf als Brennstoffgrundlage für Ziegeleien verwendet. Vor etwa 300 Jahren kam es zu einer intensivierten Ansiedlung von Menschen, was die Entwässerung des Moores durch das Anlegen von Drainagegräben förderte. Durch die Entwässerungsgräben wurde das Moor in 1 ha große Parzellen unterteilt. Durch die Jahrhunderte lange Nutzung des Moores und vor allem des heutigen intensiven Abbaus sind in der heutigen Esterweger Dose keine natürlichen Moorflächen mehr zu finden (mündl. Kommunikation Wegmann 2021).
Abgetorft wird nur auf bereits landwirtschaftlich genutzten Flächen. Diese sind aufgrund ihrer vorangegangenen Nutzung bereits entwässert. Im nächsten Schritt muss die Oberfläche von der dort vorhandenen Vegetation befreit und somit der Torf freigelegt werden. Bei der anschließenden Torfgewinnung werden zuerst die obersten Zentimeter gelöst und aufgelockert, um im Anschluss trocknen zu können. Dabei handelt es sich um den schwach zersetzten Weißtorf, der sich über dem darunter liegenden Schwarztorf befindet. Beim Abbau des Schwarztorfs wird das sogenannte Frästorfverfahren angewendet. Hierbei werden die obersten 2 cm aufgelockert (ausgefräst) und anschließend auf der Fläche zurückgelassen. Das Ziel ist das Durchfrieren des Torfes und die Vermeidung, dass der Torf zu einem festen Krümelgefüge aushärtet und dabei irreversibel schrumpft. Weil es im Winter mittlerweile nicht immer zu Frost kommt, werden Pistenraupen eingesetzt, damit das Torfsubstrat durchfriert. Im Sommer wird der Torf im trockenen Zustand zu Wällen aufgeschoben (Kuntze, 1983; mündl. Kommunikation Wegmann 2021).
Schon lange gibt es Nutzungskonflikte im Zusammenhang mit dem Abbau von Torf. Zum einen wird für den international steigenden Lebensmittelbedarf und damit einhergehenden steigenden Gemüseanbau nährstoffreiches Substrat benötigt. Zum anderen ist der Abbau von Torf mit Blick auf den Naturschutz und den Klimawandel stark umstritten. Bei der Abtorfung werden große Mengen klimaschädlicher Treibhausgase emittiert (vgl. Kap. 3.1). Die Wiedervernässung und Renaturierung der Moore und der damit erneut beginnende Torfwachstum sind mit hohen Kosten und einem enormen Aufwand verbunden. Zudem dauert es viele Jahrzehnte, bis die Moore ihren ursprünglichen Zustand erreichen können. Da das Moor seit 2005 unter Naturschutz steht, darf der Abbau des Torfes nicht uneingeschränkt von statten gehen (Kuntze, 1983). Die abgebaute Fläche muss in gleicher Flächengröße renaturiert werden. Der Betrieb kümmert sich somit um die möglichst naturnahe Wiederherstellung des Moores. Eine weitere Auflage betrifft die Mächtigkeit der zurückbleibenden Torfschicht. Diese muss mind. 50 cm betragen. Im Zuge der Renaturierung wird die Esterweger Dose wiedervernässt, um somit das erneute Wachsen des Moores zu fördern. Im nicht entwässertem Zustand hat das Moor einen Torfbestand von 13 m (mündl. Kommunikation Wegmann 2021).
Neben der Wiederherstellung der Moore arbeitet das Torfwerk Ramsloh und die zugehörige Torfsubstratfirma Plantaflor an der Erforschung neuer Methoden, um die Nutzung von Torf im Gartenbau langfristig zu ersetzen. Dabei gilt der Verwendung von Torfmoosen wie dem sogenannten Sphagnum. Diese Torfalternative ist qualitativ ein guter Ersatz in Bezug auf die Bodenphysik und Nährstoffversorgung. Dieses Verfahren wird der Paludikultur zugeordnet und es handelt sich dabei um die nasse Bewirtschaftung von Mooren bei torferhaltenden Bedingungen, d.h. die Produktionsfunktion nach der Wiedervernässung wird beibehalten. Dies erlaubt die umweltentlastende und dauerhafte Nutzung degradierter Moorstandorte durch Verwendung typischer Moorpflanzen, die die Nutzungsmöglichkeit der Biomasse ermöglichen. Durch den Torferhalt steigt der Schutz des Klimas, da die Moore trotz der ihnen zugeordneten Nutzung deutlich mehr Kohlenstoff im Torf gespeichert wird. Im Vergleich zu der Trockenbewirtschaftung von Mooren werden bei dem Nassanbau von Torfmoosen insgesamt 40 t CO2 pro Hektar und Jahr eingespart (Wichtmann et al. 2016; Wichtmann & Wichmann 2011).
Quellen
Kuntze, H., 1983. Probleme bei der modernen landwirtschaftlichen Moornutzung. Telma 13, S. 137-152.
NLWKN, 2012. Naturschutzgebiet “Esterweger Dose”. Niedersächsicher Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. https://www.nlwkn.niedersachsen.de/naturschutz/schutzgebiete/die_einzelnen_naturschutzgebiete/naturschutzgebiet-esterweger-dose-41450.html, 2022-01-18.
Wegmann, A., 2021. Führung durch das Torfabbaugebiet Esterweger Dose.
Wichtmann, W., Schroeder, C., Joosten, H., 2016. Paludikultur - Bewirtschaftung nasser Moore. Schweizerbart, Stuttgart.
Wichtmann, W., Wichmann, S., 2011. Paludikultur: Standortgerechte Bewirtschaftung wiedervernässter Moore, Telma 4, S. 215-234.