12.2 Arendsee
Nach dem Besuch der Ivenacker Eichen ging es zum Arendsee in der Region Altmark in Sachsen-Anhalt. Dort machten wir direkt am Ufer halt, mit gutem Blick auf den See. Hier erzählte uns Kristof etwas über die Entstehung des Sees.

Abbildung 12.5: Arendsee.
Die Entstehung des Arendsees, mit seinen charakteristisch steilen Flanken, unterschiedet sich von der Mehrheit anderer Seen, wie zum Beispiel dem Zungenbeckensee.
Der Zechstein begann vor rund 257 Millionen Jahren und endete or etwa 251 Millionen Jahren. Diese Zeit war sehr prägend und intensiv. Das von Norden kommende relativ flachmarine Zechsteinmeer hinterließ bei seinen Transgressionen in die heutigen mitteleuropäischen Regionen bis zu sieben Zyklen innerhalb dieser Zechsteinphase, mit teils karbonatischen und teils evaporitischen Sedimenten (Werra, Staßfurt, Leine, Aller, Ohre, Friesland und Fulda). Diese Folgen sind nicht immer mustergültig ausgeprägt. Beispielsweise findet man nur ein paar bestimmte Folgen, dann werden diese eventuell komplett wegerodiert. Da Salze wasserlöslich sind, können diese auch wieder gelöst und verlagert werden. Ein Zyklus besteht normalerweise aus Tonstein, überlagert von Kalkstein und darüber eine Folge aus Anhydrit und Steinsalz. Diese Abfolge wird auch Saline-Serie oder Salinare genannt. Bei Absetzung der Sedimentationsgeschwindigkeit bilden sich feinkörnige Tone (Tonsteine). Als nächstes fallen Karbonate aus (Calciumcarbonat oder Dolomit). Karbonate sind schlecht wasserlöslich (14 Milligramm pro Liter). Danach fallen Sulfat-Verbindungen (z.B. Gips und Anhydrit) aus. Aus diesem Grund hat man erst Tone, dann die Karbonate und dann die Sulfate. Als letztes bilden sich die Edelsalze (z.B. Steinsalz, Natriumchlorid, Kochsalz, oder Kaliumchlorid). Somit findet man in Norddeutschland bis zu 2.000 Meter mächtige Zechsteinabfolgen von Salzen. Salz hat in besonders hohen Tiefen (wenn viel Druck darauf liegt) die Eigenschaft sehr zähplastisch zu werden, weil es eine geringere Dichte hat als zum Beispiel die Sedimente, die darüber liegen. Es neigt dann dazu, sich den Weg nach oben zu bahnen.
Der Arendsee liegt direkt über einem Salzstock. Das tiefe Grundwasser ist für die Auslaugung des Salzes verantwortlich. Während es in Süddeutschland Karstgrundwasserleiter gibt, die sehr schnellzügig sind, dauert es in dieser Region eine Weile, bis das Grundwasser in Kontakt mit den Salzschichten kommt. Durch die Subrosion entstehen große Hohlräume im Untergrund, was beim Arendsee zu mehreren Einbrüchen des Deckgebirges geführt hat. Subrosion kennzeichnet die natürliche unterirdische Auflösung und Verfrachtung wasserlöslicher Gesteine wie Steinsalz, Gips, Anhydrit und Kalkstein durch Grundwasser oder versickerndes Oberflächenwasser.
Das Gewässer wird daher auch Subrosionssee genannt und gilt in Norddeutschland neben dem Zwischenahner Meer als das größte Gewässer seiner Art. Nach dem Abschmelzen der letzten Eiszeit hat das eingestürzte Deckgebirge somit eine große Hohlform gebildet, die sich dann mit dem geschmolzenen Wasser füllte. Durch diesen Prozess ist schließlich der heutige Arendsee entstanden mit seinen charakteristisch steilen Flanken.
Nach diesen interessanten Informationen, die uns Kristof mit auf den Weg gab, ging es zurück zum Auto, und damit weiter zu unserer letzten Jugendherberge. Nach einem leckeren Abendessen ließen wir den Abend in unserem Aufenthaltsraum bei einer letzten Partie Knack ausklingen - mit einem knappen aber hoch verdienten Sieg für Florian. Als Preis gab es den wundervollen Roman “Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch” von Marina Lewycka.
Quellen
Die Informationen entstammen aus dem persönlichen Gespräch mit Kristof, der uns den See zeigte.
Arendsee Regattaverein, 2021. Abrufbar unter: https://www.arv08.de/verein/segelrevier-umgebung/. Letzter Zugriff am 05.01.2022.
Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen Anhalt, 2022. Abrufbar unter: https://lagb.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/LaGB/inggeol/doc/Subrosion.pdf. Letzter Zugriff am 14.02.2022.
Subkommission für Perm-Trias-Stratigraphie in der Deutschen Stratigraphischen Kommission (DSK), 2022. Abrufbar unter: http://www.stratigraphie.de/perm-trias/antrag69.pdf. Letzter Zugriff am 14.02.2022.