6.2 Kreidegrube Lägerdorf

In Glückstadt angekommen, ging unsere Fahrt zügig weiter nach Lägerdorf, wo wir uns von einem Aussichtspunkt aus die Lägerdorfer Kreidegruben ansahen.

Ausblick vom Aussichtspunkt Lägerdorf auf die Lägerdorfer Kreidegruben. Von links nach rechts: Grube Schinkel, Grube Alsen und Grube Heidestraße.

Abbildung 6.3: Ausblick vom Aussichtspunkt Lägerdorf auf die Lägerdorfer Kreidegruben. Von links nach rechts: Grube Schinkel, Grube Alsen und Grube Heidestraße.

Um Lage und Mächtigkeit dieses Rohstoffes erklären zu können, ist ein Blick in die Entstehungsgeschichte des norddeutschen Beckens von Nöten. Vor rund 255 Mio. Jahren (Zechstein, Oberes Perm) befand sich das heutige norddeutsche Tiefland als ein abgeschnürtes Randmeer in aridem Klima, sodass Evaporite entstehen konnten. Dazu zählen hauptsächlich Salz, Anhydrit und Kalkstein, die durch das Verdunsten des Meerwassers ausfallen. Während des Zeitalters der Kreide vor rund 140 bis 65 Mio. Jahren entstanden durch das Absterben und anschließende Absinken kleiner Algen, Muscheln und Krebstiere mehrere hundert Meter mächtige Kalksteinschichten am Grunde des zu dieser Zeit vorherrschenden warmen und flachen Meeres. Die liegenden Zechstein-Salzschichten haben eine geringere Dichte als die aufliegenden Gesteine und streben durch den sogenannten Prozess der Halokinese an die Geländeoberfläche. Es folgen Aufwölbungen der Salzvorkommen, die als Salzstöcke oder Salzdiapire bekannt sind (mündl. Kommunikation Exkursionsleitung 2021). Während der quartären Klimaschwankungen (ca. 2,0 Mio. Jahre vor heute bis heute) bewirkten verschiedene erosive Prozesse einem Abtrag der aufliegenden Schichten und sorgten dafür, dass die Kreideschichten im Raum Lägerdorf und Umgebung heute oberflächennah vorliegen (Informationstafel Holcim 2021a, Informationstafel Holcim 2021b). Da die Kreidevorkommen an diesem Standort aus bis zu 98% Calciumcarbonat bestehen und somit äußerst rein sind, ist die Lägerdorfer Kreide ein sehr beliebter Rohstoff für beispielsweise die Zementproduktion (Informationstafel Holcim 2021c). Seit etwa 1740 werden die Kreidevorkommen kommerziell abgebaut und wirtschaftlich genutzt. Die abbauwürdige Fläche beträgt etwa 10 km² und umfasst mehrere Gruben (Holcim 2022, Informationstafel Holcim 2021b).

Direkt am Aussichtspunkt Lägerdorf erinnerte uns ein Wegweiser auf die bereits zurückgelegte Strecke und die Entfernung zu unserer Heimatstadt Köln.

Wegweiser am Aussichtspunkt Lägerdorf.

Abbildung 6.4: Wegweiser am Aussichtspunkt Lägerdorf.

Quellen

  • Exkursionsleitung, 2021. Diskussion über die Entstehung der Kreidevorkommen Lägerdorf.

  • Holcim, 2022. Geologie und Kreidegewinnung. https://www.holcim.de/de/geologie-und-kreidegewinnung, 2022-01-30.

  • Informationstafel Holcim, 2021a. Kreidevorkommen rund um Lägerdorf. Öffentliche Information am Aussichtspunkt Lägerdorf.

  • Informationstafel Holcim, 2021b. Geschichte der Lägerdorfer Kreide. Öffentliche Information am Aussichtspunkt Lägerdorf.

  • Informationstafel Holcim, 2021c. Rohmaterialgewinnung – Gestern und Heute. Öffentliche Information am Aussichtspunkt Lägerdorf.