4.3 Bremer Altstadt

Nach dem Mittagessen an der Fischrestaurantmeile des alten Hafens ging es dann zurück in die Landeshauptstadt, wo wir eine ausführliche Stadtführung der ortsansässigen Anja bekamen. Dabei ging es zuerst durch die Bremer Altstadt, die ganz klar von einem Grüngürtel begrenzt ist der noch die Form der alten Stadtmauern erahnen lässt. Im Zentrum befinden sich auch die beiden Dome und die Bremer Stadtmusikanten als Attraktionen der Stadt.

Die Gruppe in der Innenstadt.

Abbildung 4.7: Die Gruppe in der Innenstadt.

Die eigentliche Führung ging aber durch Ostertor und Steintor. Diese südwestlich an die Altstadt anschließenden Viertel, im Volksmund einfach nur “Viertel” genannt, sind laut Anja der viel interessantere Teil der Stadt, in dem sich auch ein Großteil des Nachtlebens abspielt.

Durch die gesamte Stadt zieht sich dabei die typische Bremer Bauform der dreigeteilten Häuser. Meist halb erhöht, sind diese oft sehr schmal gebaut, da die Grundsteuer in der Hansestadt früher an der breite der Hausfront berechnet wurde. Auch spiegelt sich hier der historisch gewachsene demokratische und egalitäre Charakter der Stadt wieder. Da es der Bremer Bürgerschaft von jeher wichtig war, dass ein jeder Bürger der Stadt über ein eigenes Haus verfügen solle, sucht man vergebens Mietskasernen und Mehrfamilienhäusern. Stattdessen besteht beinahe die gesamte Stadt aus dreigeteilten, dreistöckigen Häusern die in ihrer Größe erheblich variieren. Immer haben diese auch einen eigenen Garten im Hinterhof, sodass es anders als in Lübeck keine verwinkelten Innenhofgassen gibt.

Typische Bremer dreigeteilte Häuser.

Abbildung 4.8: Typische Bremer dreigeteilte Häuser.

Bremer Häuser in einer wohlhabenderen Straße.

Abbildung 4.9: Bremer Häuser in einer wohlhabenderen Straße.

Von Anja geführt, ging es dann in eines der besten Restaurants der Stadt. Hier kamen wir in den Genuß von Speis und Trank lokaler Couleur, nachhaltig beliefert von lokalen Bauernhöfen. Zu den Spezialitäten gehörten nordische häppchen, Bratkartoffeln mit Knips (eine Grützwurst), sowie Labskaus, welcher insbesondere die süddeutsche Fraktion der Gruppe begeisterte.

Bratkartoffeln mit Knips.

Abbildung 4.10: Bratkartoffeln mit Knips.

Bremer Labskaus.

Abbildung 4.11: Bremer Labskaus.

Hierbei handelt es sich um einen auf den ersten Blick wenig appetitlich anmutenden Brei aus Rindfleisch, Kartoffeln, Gewürzgurken und roter Beete, wozu noch Spiegelei und Rollmops als Beilage gereicht wird. Der Anblick täuscht jedoch darüber hinweg, dass es sich hierbei um eine Delikatesse handelt, deren wagemutige Kombination von Zutaten noch jede Kreation der experimentierfreudigen Hipsterköche am Prenzlauer Berg in den Schatten stellt. Der Labskaus zergeht auf der Zunge wie Butter, die einzelnen Elemente sind dabei untrennbar vermengt und schaffen einen zugleich deftigen und leicht sauren, doch auch fleischlich saftigen Geschmack. Das Spiegelei setzt willkommene Akzente und der Rollmops sorgt für eine salzige Abrundung.

Wem das nun erscheint als habe jemand einfach den gesamten Inhalt seines Vorratsschranks zu einer Mahlzeit verarbeitet, der liegt nicht ganz falsch. Entstanden ist dieses Gericht nämlich in Schiffskombüsen, als Methode um möglichst alle vorhandenen Zutaten auch bei zunehmender Verderbung auf langen Seereisen zu verarbeiten. Auch die weiche Konsistenz ist dabei sicherlich auf die Seefahrer zurückzuführen, die oftmals durch ihre von Skorbut geschädigte Kauleiste feste Nahrung nur schwer zu sich nehmen konnten.

Auch die Getränkeauswahl stand mit Haakebeck, Weißbier und Korn der Speisekarte in nichts nach, was der allgemeinen Erheiterung der Gruppe einen Erheblichen Aufschwung gab. Und so kehrten wir über Umwege und mit einigen Zwischenstopps bester Laune spätabends zum Hotel zurück, dank Anja um unzählige lustige Geschichten und Anekdoten weiser.

Quellen